Physik I, WS 1993/94
Lösungen zur Übung Nr. 12
Besprechung: 27. Januar 1994
Aufgabe 1: (5 Punkte)
Die im folgenden gewählten Bezeichnungen sind in der Skizze angegeben:

In vertikaler Lage gilt, wobei wir die Höhenabhängigkeit des Druckes in den Luftsäulen vernachlässigen ( $\rho_{Luft} g l_{i} \ll p_{0}$),

\begin{displaymath}
p_{1} = \rho_{Hg} g h + p_{2} \; \; \; \; \; \rightarrow \; \; \; \; \;
p_{1} - p_{2} = \rho_{Hg} g h
\end{displaymath}

Nach Boyle ist $p_{1} A l_{1} = p_{0} A l_{0}$ und $p_{2} A l_{2} = p_{0} A l_{0}$, wobei $A$ der Querschnitt des Röhrchens ist. Daher

\begin{displaymath}
p_{1} - p_{2} = p_{0} l_{0} \left( \frac{1}{l_{1}} - \frac{...
... = p_{0} l_{0} \frac{l_{2}-l_{1}}{l_{1}l_{2}} = \rho_{Hg} g h
\end{displaymath}

Aufgelöst nach $p_{0}$ folgt:

\begin{displaymath}
p_{0} = \frac{\rho_{Hg} g h}{l_{0}} \frac{l_{1}l_{2}}{l_{2}...
...e{2,48 \cdot 10^{4} \; Pa = 0,248 \; bar \approx 0,25 \; atm}
\end{displaymath}

Aufgabe 2: (4 Punkte)
a) Nach Bernoulli gilt für die Drücke am Abfluß und an der Oberfläche des Gefäßes:

\begin{displaymath}
\frac{1}{2} \rho v^{2} = \rho g z + \frac{1}{2} \rho v_{0}^{2}
\end{displaymath}

Hierbei ist $v$ die Geschwindigkeit in der Öffnung und $v_{0} = dz/dt$ die Senkgeschwindigkeit des Wasserspiegels. $v$ kann mit Hilfe der Kontinuitätsgleichung, $v_{0} \pi r^{2} = v A$ durch den aktuellen Radius der Wasseroberfläche ausgedrückt werden. Daher folgt:

\begin{displaymath}
z(r) = \frac{1}{2g} \left( v^{2} - v_{0}^{2} \right) = \fra...
...}^{2}}
{2 g} \left( \frac{\pi^{2} r^{4}}{A^{2}} - 1 \right)
\end{displaymath}

b) Damit die Uhr eine Stunde laufen kann, muß die Anfangshöhe des Wasserspiegels $h = v_{0} T$ mit $T=1 \; h = 3600 \; s$ sein, d.h. $h = 0,36 \; m$. Der maximale Radius ist daher

\begin{displaymath}
R = \sqrt{\frac{A}{\pi}} \left( 1 + \frac{2gh}{v_{0}^{2}} \right)^{1/4}
= \underline{1,63 \; cm}
\end{displaymath}

Aufgabe 3: (6 Punkte)
Die Geschwindigkeitsverteilung der Luft als Funktion des Radius $r$ folgt aus der Kontinuitätsgleichung $A_{1} v_{1} = A v(r)$ mit $A_{1} = \pi r_{1}^{2}$ und $A= 2 \pi r h$ zu

\begin{displaymath}
v(r) = \frac{v_{1} r_{1}^{2}}{2 h r}
\end{displaymath}

Die Anziehungskraft der Platten ist durch die Druckdifferenz des statischen Außendrucks zum statischen Innendruck gegeben. Sei $r_{2}$ der Radius der Platten, so gilt nach Bernoulli für einen beliebigen Radius $r$:

\begin{displaymath}
p(r) + \frac{1}{2} \rho v^{2}(r) = p(r_{2}) + \frac{1}{2} \rho v^{2}(r_{2})
\end{displaymath}

Der statische Druck $p(r_{2})$ ist aber identisch mit dem statischen Aussendruck (Randbedingung). Die Druckdifferenz ist also

\begin{displaymath}
\Delta p(r) = p(r_{2}) - p(r) = \frac{1}{2} \rho v^{2}(r) -...
...h^{2}} \left(
\frac{1}{r^{2}} - \frac{1}{r_{2}^{2}} \right)
\end{displaymath}

Die Kraft für ein infinitesimales Kreissegment mit Radius $r$ und Breite $dr$ ist nun

\begin{displaymath}
dF = \Delta p(r) \; 2 \pi r \; dr
= \frac{\pi \rho v_{1}^...
...}}{4 h^{2}} \left( \frac{1}{r} -
\frac{r}{r_{2}^{2}} \right)
\end{displaymath}

Die Gesamtkraft folgt durch Integration von $r_{1}$ bis $r_{2}$:

\begin{displaymath}
F = \int_{r_{1}}^{r_{2}} dF = \frac{\pi \rho v_{1}^{2} r_{1...
...ln \left(
\frac{r_{2}}{r_{1}} \right) - \frac{1}{2} \right)
\end{displaymath}

Im letzten Schritt wurde der Term mit $r_{1}^{2}/r_{2}^{2}$ vernachlässigt. Falls hier jemand von $0$ bis $r_{2}$ zu integrieren versucht, der bekommt natürlich Schwierigkeiten mit dem $ln(0)$. Im übrigen darf man auch den Beitrag für $r< r_{1}$ nicht berücksichtigen, da in diesem Bereich natürlich keine Anziehungskraft zwischen den Platten herrscht.
Zahlenwerte: $\underline{F = 1,39 \cdot 10^{5} \; N}$. Aufgabe 4: (5 Punkte)
Die Bahngeschwindigkeit beim Radius $r$ ist $v(r) = r \omega$. Das Geschwindigkeitsgefälle zwischen ruhender Platte und rotierender Scheibe ist $dv/dz = v/d$. Die aufzuwendende Kraft für einen inifinitesimalen Kreisausschnitt ist also

\begin{displaymath}
dF = \eta \; dA \; \frac{dv}{dz} = \eta (2\pi r \; dr) \frac{v(r)}{d}
= \frac{2 \pi \eta \omega}{d} r^{2} \; dr
\end{displaymath}

Entsprechend das aufzuwendende Drehmoment:

\begin{displaymath}
d\tau = r \; dF = \frac{2\pi \eta \omega}{d} r^{3} \; dr
\end{displaymath}

Integration von $0$ bis $R$ führt auf

\begin{displaymath}
\tau = \frac{\pi \eta \omega R^{4}}{2 d} = \underline{157 \; J}
\end{displaymath}

Für die Leistung ergibt sich

\begin{displaymath}
P = \tau \omega = \underline{15700 \; J/s = 15,7 \; kW}
\end{displaymath}





Harm Fesefeldt
2007-08-06