Physik III, WS 1992/93
Lösungen zur Übung Nr. 10
Bonusübung
Besprechung: 20. Januar 1993
Aufgabe 1: (6 Punkte)
Die Gesamtbrechkraft eines zentrierten Systems kann durch die Summe der Einzelbrechkräften dargestellt werden. Nach Aufgabenstellung sollte die Gesamtbrechkraft $D = 10 \; dpt$ betragen. Daher

\begin{displaymath}
D = D_{F} + D_{K} = 10 \; dpt = 10 \; m^{-1}
\end{displaymath}

Die Brechkräfte der beiden Einzellinsen sind

\begin{displaymath}
D_{F} = 2 (n_{F}-1) \frac{1}{R_{F}} \; \; \; \; \; \; \; \; \; \;
\; \; \; \; \; D_{K} = 2(n_{K}-1) \frac{1}{R_{K}}
\end{displaymath}

wobei wir vorausgesetzt haben, daß die Linsen jeweils auf beiden Seiten den gleichen Krümmungsradius haben. Die Vorzeichen von $R_{F}$ und $R_{K}$ wurden dagegen noch offen gelassen. Nach Vorlesung ist das Gesamtsystem achromatisch, wenn die Brennweite und damit auch die Brechkraft nicht von der Wellenlänge abhängt, d.h.

\begin{displaymath}
\frac{dD}{d\lambda} = \frac{D_{F}}{d\lambda} + \frac{D_{K}}...
...{F}}{d\lambda} + \frac{2}{R_{K}}
\frac{dn_{K}}{d\lambda} = 0
\end{displaymath}

Daraus erhalten wir eine Nebenbedingung für die Krümmungsradien:

\begin{displaymath}
\frac{R_{K}}{R_{F}} = - \frac{dn_{K}/d\lambda}{dn_{F}/d\lam...
...; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \;
R_{K} = - 0.491 R_{F}
\end{displaymath}

Zur Berechnung der Krümmungsradien verwenden wir die Brechungsindizes bei der Natrium D-Linie und setzen die oben abgeleitete Nebenbedingung ein:

\begin{displaymath}
D = 2 (n_{F}-1) \frac{1}{R_{F}} - 2 (n_{K}-1) \frac{1}{0.491 R_{F}}
= 10 \; dpt.
\end{displaymath}

Daraus folgt $R_{F} = -0.086 \; m$ und $R_{K} = 0.0421 \; m$. Für die Brennweiten folgt daraus

\begin{displaymath}
\frac{1}{f_{F}} = \frac{2(n_{F}-1)}{R_{F}} = -14,19 \; m^{-...
...
\frac{1}{f_{K}} = \frac{2(n_{K}-1)}{R_{K}} = 24,23 \; m^{-1}
\end{displaymath}

oder

\begin{displaymath}
\underline{f_{F} = - 7 \; cm} \; \; \; \; \; \; \; \; \; \;
\; \; \; \; \; \underline{f_{K} = 4,1 \; cm}
\end{displaymath}

Es handelt sich also um eine Kombination von einer Sammellinse aus Kronglas und einer Zerstreuungslinse aus Flintglas.
Aufgabe 2: (4 Punkte)
Die Höhe der Lichtquelle über dem Tisch sei $h$, der Abstand der Lichtquelle vom Tischrand werde mit $l$ bezeichnet und der Radius der Tischplatte mit $r=d/2 = 0,75 \; m$. Zur Berechnung der Beleuchtungsstärke muß noch der Einfallswinkel $\phi$ eingeführt werden (siehe Skizze)

Dann gilt

\begin{displaymath}
E = \frac{I cos\phi}{l^{2}} = \frac{I h}{(h^{2}+r^{2})^{3/2}}
\end{displaymath}

Die Extremalbedingung $dE/dh$ führt auf die Gleichung

\begin{displaymath}
\frac{1}{(h^{2}+r^{2})^{3/2}} - \frac{3h^{2}}{(h^{2}+r^{2})^{5/2}} = 0
\end{displaymath}

mit der Lösung:

\begin{displaymath}
h = \frac{\sqrt{2}}{2} r = \underline{0,53 \; m}
\end{displaymath}

Aufgabe 3: (4 Punkte)
Wir wählen als Fortpflanzungsrichtung wie üblich die z-Achse, dann können wir die Komponenten der Feldstärke in x- und y- Richtung durch

\begin{displaymath}
E_{x} = E_{0} sin(\omega t) \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \;
E_{y} = E_{0} sin(\omega t - \phi)
\end{displaymath}

beschreiben. Wegen

\begin{displaymath}
E_{y} = E_{0} [ sin(\omega t) cos(\phi) - cos(\omega t) sin...
...= E_{x} cos(\phi) - \sqrt{E_{0}^{2} - E_{x}^{2}} \; sin(\phi)
\end{displaymath}

folgt auch

\begin{displaymath}
E_{x}^{2} - 2 E_{x} E_{y} cos(\phi) + E_{y}^{2} = E_{0}^{2} sin^{2}(\phi)
\end{displaymath}

Die Form der allgemeinen Kegelschnitte,

\begin{displaymath}
a x^{2}+2bxy + c y^{2} +2 d x + 2 e y + f = 0
\end{displaymath}

ist genau dann eine Ellipse, wenn
\begin{displaymath}
\delta = \left\vert \begin{array}{cc} a & b \\ b & c \end{array} \right\vert
= a c - b^{2} > 0
\end{displaymath} (1)

ist (siehe irdendein Buch über Analytische Geometrie). In unserem Fall ist $\delta = 1 - cos^{2}(\phi)$, was ersichtlich nur für $\phi=n \pi, \; n=0,1,2,...$ gleich Null ist, sonst immer größer Null ist. Für $\delta = 0$ entartet die Ellipse zu einer Geraden. Man erhält die Normalform der Ellipse,

\begin{displaymath}
a' x'^{2} + c' y'^{2} + \frac{\Delta}{\delta} = 0
\end{displaymath}

durch eine Drehung des Koordinatensystems um den Winkel $\alpha$, der durch

\begin{displaymath}
tg(2\alpha) = \frac{2b}{a-c}
\end{displaymath}

gegeben ist. In unserem speziellen Fall ist $b=cos(\phi)$ und $a = c$, daher $tg(2\alpha) \to \infty$ und $\alpha= 45^{o}$. Der Winkel der Hauptachsen bezüglich der $x$- Achse ist also immer $45^{0}$ und nicht, wie manchmal in Prüfungen oder Klausuren angenommen wird, gleich $\phi$. Der Winkel $\phi$ bestimmt das Verhältnis der großen zur kleinen Hauptachse der Ellipse. Allgemein gilt bei der oben durchgeführten Hauptachsentransformation:
$\displaystyle a' = \frac{1}{2} \left( a + c + \sqrt{(a-c)^{2} + 4b^{2}} \right)$      
$\displaystyle c' = \frac{1}{2} \left( a + c - \sqrt{(a-c)^{2} + 4b^{2}} \right)$      

Für unseren speziellen Fall folgt hieraus:

\begin{displaymath}
a' = 1 + cos(\phi) \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \; \;
c' = 1 - cos(\phi)
\end{displaymath}

Aufgabe 4: (6 Punkte)
Nach Vorlesung ist der reflektierte Strahl total polarisiert, wenn der einfallende Strahl unter dem Brewster- Winkel einfällt. Mit den Bezeichnungen der unten abgebildeten Skizze muß also sein:


\begin{displaymath}
tg(\alpha_{1}) = \frac{n}{n_{0}} = n \; \; \; \; \; \; \; \...
...
\; \; \; \; \; tg(\beta_{2})= \frac{n_{0}}{n} = \frac{1}{n}.
\end{displaymath}

wobei wir den Brechungsindex $n_{0}$ der umgebenden Luft gleich 1 gesetzt haben. Mit Hilfe trigonometrischer Umrechnungsformeln kann man dies auch schreiben:
$\displaystyle sin(\alpha_{1}) = \frac{tg(\alpha_{1})}{\sqrt{1+tg^{2}(\alpha_{1})}}
= \frac{n}{\sqrt{1+n^{2}}}$      
$\displaystyle sin(\beta_{2}) = \frac{tg(\beta_{2})}{\sqrt{1+tg^{2}(\beta_{2})}}
= \frac{1}{\sqrt{1+n^{2}}}$      

Außerdem gilt an der ersten brechenden Fläche das Brechungsgesetz:

\begin{displaymath}
sin(\alpha_{1}) = n \; sin(\beta_{1})
\end{displaymath}

Daher gilt auch:

\begin{displaymath}
sin(\alpha_{1}) = \frac{n}{\sqrt{1+n^{2}}} =
n \; sin(\beta_{2}) = n \; sin(\beta_{1}).
\end{displaymath}

Die Bedingung, daß beide reflektierten Strahlen total polarisiert sind, ist also nur zu erreichen, wenn der Strahlendurchgang symmetrisch ist ( $\beta_{1}=\beta_{2}$). Mit Hilfe der allgemeinen trigonometrischen Formeln

\begin{displaymath}
arc \; sin(\frac{1}{\sqrt{1+n^{2}}}) = arc \; tg (\frac{1}{...
...\; \;
arc \; sin(\frac{n}{\sqrt{1+n^{2}}}) = arc \; tg (n)
\end{displaymath}

ergeben sich der Reihe nach die folgenden Antworten ($n=1,5$):

$\displaystyle \alpha_{1}$ $\textstyle =$ $\displaystyle arc \; tg(n) = \underline{56,3^{o}}$  
$\displaystyle \gamma$ $\textstyle =$ $\displaystyle = \beta_{1} + \beta_{2} = 2 \beta_{2} =
2 arc \; tg(\frac{1}{n}) = \underline{67,4^{o}}$  
$\displaystyle \delta$ $\textstyle =$ $\displaystyle 2 (\alpha_{1}-\beta_{2}) = 2 (arc \; tg(n) - arc \; tg(1/n))
= \underline{45,2^{o}}$  





Harm Fesefeldt
2007-08-24