Physik III, WS 1992/93
Lösungen zur Übung Nr. 7
Besprechung: 16. Dezember 1992
Aufgabe 1: (5 Punkte)
Die folgende Skizze zeigt den Strahlenverlauf und die Bezeichnung der
Winkel.
Man entnimmt folgende Zusammenhänge
Außerdem gilt das Brechungsgesetz
, daher auch
Hieraus folgt der Reihe nach für die Abweichung :
a) Die Abweichung ist Null für , d.h. für
senkrechten Einfall auf die Vorderfläche. Der Winkel geht
von bis , wobei das Vorzeichen wechselt, sobald
der Lichtstrahl an der Kante des Würfels auftritt.
Die maximale Auslenkung erhält man also für
.
Zahlenwerte:
b) Zur Diskussion der Strahlauslenkung bei Rotation des Würfels mit
konstanter Winkelgeschwindigkeit setzen wir
. Wie oben bereits diskutiert, wechselt die
Ablenkung bei
das Vorzeichen, daher
schreiben wir
Die folgende Grafik zeigt diese Funktion.
Aufgabe 2: (5 Punkte)
a) In der folgenden Abbildung sind der Einfallswinkel , der
Brechungswinkel an der Stirnfläche der Faser und der
Winkel der Totalreflektion an der Begrenzungsfläche von Faser und
Mantel skizziert.
Der kritische Winkel der Totalreflektion ist
. Für alle Winkel größer als dieser
Winkel erhält man zusätzlich einen gebrochenen Strahl im Punkt .
Aus der Geometrie ersieht man, daß
und daher
Einsetzen in das Brechungsgesetz am Punkt führt auf
Zahlenwerte:
b) In der folgenden Skizze zeigen wir das Kabel mit einem
Krümmungsradius . Wir definieren den Radius bis zur
Mitte des Kabels. Falls jemand den Radius als Abstand zur inneren
Mantelfläche (, siehe obige Abbildung) oder zur äußeren Mantelfläche
() definiert hat, so
ändern sich die Ergebnisse geringfügig.
Aus der Geometrie ersieht man, daß der Winkel am Punkte nicht
kleiner werden darf als
wobei der Radius der Faser ist. Daher:
Zahlenwerte:
Der Krümmungsradius ist bei dieser Aufgabe nicht ganz eindeutig definiert
(siehe oben). Falls man den Radius bis zur inneren Mantelfläche
als Krümmungsradius
genommen hat, so folgt
Wenn umgekehrt der Radius bis zur äußeren Mantelfläche als
Krümmungsradius definiert wurde, so gilt:
Aufgabe 3: (4 Punkte)
a) Wir benutzen die Abbildungsgleichung
Da
, ist
. Mit
folgt
Nach Vorlesung ist
b) Zur Konstruktion des Strahlenganges muß man eine Skalierung
der Achsen vornehmen, da die Bild- und Gegenstandsgrößen sehr viel
kleiner als die Bild- und Gegenstandsweiten sind.
In der folgenden Zeichnung ist die Achse
im Verhältnis gegenüber der Achse gestaucht.
Üblicherweise zeichnet man den Strahlengang eines achsenparallelen
Einfallsstrahls, eines Strahls durch die Mitte der Linse und einen
Strahl durch den vorderen Brennpunkt, der die Linse nach der Brechung
parallel zur optischen Achse verläßt.
Aufgabe 4: (6 Punkte)
Lösung mit der Matrizen-Optik.
Wir behandeln diese Aufgabe zunächst mit der Matrizen- Optik (siehe
Rechenübungen vom 2.12.92) und zeichnen
daher den Strahlengang eines beliebigen Lichtstrahls durch die Linse.
Die Transformationsformel lautet ausführlich geschrieben:
|
(1) |
mit der Linsenmatrix
|
(2) |
Da nach Aufgabenstellung gesetzt werden sollte, werden
die beiden Translationsmatrizen durch die Linse zu Einheitsmatrizen,
können also weggelassen werden. Wir diskutieren die verbleibenden
Matrizen noch einmal von rechts nach links. Die erste Matrix auf der
rechten Seite beschreibt die Brechung des einfallenden Strahls.
Hier ist negativ zu nehmen, da dem Lichtstrahl die Fläche
konkav erscheint. Außerdem ist und . Die mittlere
Matrix beschreibt die Reflexion am Spiegel. Hier ist negativ, da
der Strahl die Fläche konkav sieht. Nach der Reflexion kehrt der
Strahl zurück zur Begrenzungsfläche zwischen Glas und Luft. Hier
ist jetzt aber positiv einzusetzen, da der Strahl die
Begrenzungsfläche konvex sieht. Außerdem ist und
. In der obigen Formel haben wir die Vorzeichen bereits
explizit angeschrieben, sodaß in den weiteren Rechnungen
und positiv sind. Mit den Abkürzungen
können wir die Linsenmatrix schreiben als
|
(3) |
Die Elemente der Matrix sind also
Die weitere Auswertung der Transformation liefert
a) Achsenparallele Strahlen () schneiden nach der Brechung
() die optische Achse im Abstand von der Linse,
wobei die Brennweite ist. Daher folgt aus der ersten
Transformationsformel:
oder auch, nach Einsetzen der Abkürzungen:
b) Eine Lichtquelle im Punkt auf der optischen Achse
hat den Abstand von der Linsenbegrenzung. Außerdem
ist . Alle Strahlen von diesem Punkt sollen nach Brechung
und Reflektion die Steigung haben. Wir setzen dieses in
die zweite Transformationsformel ein und erhalten
Einsetzen der Ausdrücke für und ergibt:
Lösung mit zentrierten Systemen
a) Man kann dieses Problem auch mit dem Satz behandeln, der aussagt,
daß sich bei zentrierten optischen Systemen die Brechkräfte
einfach addieren. Allerdings muß man sorgfältig auf die Vorzeichen
der Krümmungsradien achten.
Wir entfernen den Spiegel gedanklich von der Linsenoberfläche:
Der Lichtstrahl sieht beim Hinweg eine Linse mit zwei konkaven
Bregenzungsflächen und der Brechkraft:
wobei wir die Vorzeichenkonventionen bereits angebracht haben.
Beim Rückweg dagegen sieht das Licht eine Linse mit zwei konvexen
Begrenzungsflächen und der Brechkraft:
(siehe auch Vorzeichenkonvention der Rechenübungen vom 9.12.92,
Seite 4). Der Spiegel hat eine Brechkraft von
.
Insgesamt erhalten wir
b) Setzen wir in der Abbildungsgleichung
und , so folgt das gleiche Ergebnis
wie oben für das Verhältnis der Radien.
Die allgemeine Lösung
Die allgemeine Lösung für nichtverschwindende Dicke der Linse
ist ohne die Methoden der Matrizen- Optik kaum lösbar. Für den
interessierten Leser skizzieren wir kurz noch einmal den
Lösungsweg. Bei der Linsenmatrix müssen wir zwei Translationen
einschieben:
|
(4) |
Stures Ausmultiplizieren der Matrizen führt auf
|
(5) |
mit
Ersichtlich geht für diese Linsenmatrix in die Matrix
für dünne Linsen über.
Die Gesamtabbildung lautet dann (siehe Rechenübungen):
Die Brechkraft ist allgemein
(siehe Rechenübungen).
Wir verzichten hier darauf, den allgemeinen Ausdruck explizit
hinzuschreiben. Falls man allerdings die Glieder mit
vernachlässigt, erhält man einen Ausdruck in erster Ordnung
für . Setzen wir als Abkürzung
, so ist
|
(6) |
Diese Formel geht für in , die Brechkraft für die
dünne Linse, über.
Für praktische Anwendungen ist jedoch die Frage
von Teil b) außerordentlich wichtig, dient diese Spiegellinse
doch als Strahler. Wir setzen , und
, dann erhalten wir
Einsetzen der Ausdrücke für und in die Matrixelemente
und liefert dann nach einer etwas mühsamen Rechnung
Dieser Ausdruck ist für offensichtlich identisch mit unser
speziellen Lösung (siehe oben). Diese Formel ist im
Bergmann-Schäfer Band III (Optik), 8.Auflage, Seite 115,
angegeben.
Harm Fesefeldt
2007-08-22