Physik III, WS 1992/93
Lösungen zur Übung Nr. 4
Besprechung: 25. November 1992
Aufgabe 1: (10 Punkte)
a) Für den Teil a) dieser Aufgabe gibt es 4 Lösungsmethoden.
Man kann einmal alles im Reellen rechnen, zweitens kann die Feldstärke
komplex und die Fourierkoeffizienten reell angesetzt werden, drittens
kann umgekehrt die Feldstärke reell und die Fourierkoeffizienten
komplex geschrieben werden und letztens können auch beide, die
Feldstärke und die Fourierkoeffizienten komplex angesetzt werden.
Wir werden hier drei von diesen Methoden explizit durchrechnen.
Im folgenden bezeichnen wir die Kreisfrequenz der Grundschwingung
mit
.
Die folgende Skizze gibt ein Bild des zu untersuchenden Signals
Methode 1:
Wir schreiben die Fourierkoeffizienten in der üblichen Form:
Dann kann man schreiben als:
Da für
, folgt
Wir benutzen die Integralformel
|
(1) |
Im letzten Schritt wurde ausgenutzt, daß
gesetzt
werden kann und damit der Beitrag der oberen Grenze zum Integral
verschwindet. Daher (mit ):
|
(2) |
Dasselbe kann für die Koeffizienten durchgerechnet werden.
Man erhält:
|
(3) |
Methode 2.
Bei der zweiten Methode setzen wir die Fourierkoeffizienten komplex an
und nehmen die Feldstärke weiterhin reell. Dieses Verfahren
wurde ebenfalls in der Vorlesung diskutiert.
Auch hier ist die Berechnung der Koeffizienten relativ einfach und ergibt
Wiederum verschwindet der Beitrag der oberen Grenze zum Integral,
daher ist
|
(4) |
Falls man in dieser Methode
gesetzt
hat, erhält man auch
|
(5) |
Die Koeffizienten können, müssen aber nicht (siehe Teil b)),
in die Koeffizienten und
umgerechnet werden. Hierzu benutzen wir die in der Vorlesung
angegebene Formel
.
Die komplex konjugierte Zahl hierzu ist
. Hieraus folgt, daß
Methode 3:
Bei der letzten Methode, die wir diskutieren wollen, benutzen wir
die komplexe Darstellung der Fourierkoeffizienten und setzen die
Feldstärke als Realteil der komplexen Funktion
|
(6) |
Wir schreiben
und erinnern daran, daß die Fourierkoeffizienten verschieden
von den Koeffizienten der Methode 2 sind.
Die Berechnung der Fourierkoeffizienten ist jetzt besonders
einfach:
|
(7) |
Wegen
verschwindet wiederum der Beitrag der
oberen Grenze, daher
|
(8) |
Bei der letzten Umformung haben wir Zähler und Nenner mit dem
konjugiert Komplexen des Nenners erweitert.
In diesem Fall wollen wir zur Übung die
Koeffizienten und zurückrechnen.
Für das komplexe Feld erhalten wir
|
(9) |
Für den Realteil ergibt sich (man beachte nochmal, daß wir bei
dieser Methode das elektrische Feld als Realteil einer komplexen
Funktion angesetzt haben):
|
(10) |
Der Index läuft immer noch von nach . Mit
und
folgt aber sofort
Man identifiziert sofort die und von Methode 1.:
Diese Methode 3 haben wir in die Musterlösung aufgenommen,
da sie in der professionellen Literatur üblich ist.
mm
b) Wir haben also mit drei verschiedenen Methoden drei verschiedene
Sätze von Fourierkoeffizienten erhalten. Dieses zeigt schon, daß die
Fourierkoeffizienten selbst nur mathematische Größen sind.
Die physikalisch interessanten Größen sind die Amplituden und Phasen
der Oberschwingungen.
Während Teil a) dieser Aufgabe reine Mathematik war, wollen wir in Teil b)
und c) die physikalischen Aspekte dieser Aufgabe herausarbeiten.
Jeder physikalisch vorgebildete Mensch wird natürlich davon ausgehen,
daß die Amplitude ungefähr bei der Frequenz des emittierten
Lichtes maximal wird. Insofern ist die Antwort auf die Frage b) fast
trivial. Wer dieses allerdings nicht erkannt hat, hat die ganze Aufgabe
nicht verstanden.
Das Problem ist die Begründung aus den in Teil a) erhaltenen
Fourierkoeffizienten.
Zur Diskussion der Amplituden muß die Fourierreihe zunächst in
die Form
|
(11) |
umgeschrieben werden. Die sind die Amplituden, die
die Phasen der Oberschwingungen. Es gibt durchaus physikalische Probleme,
bei denen auch die Phasen interessant sind, im allgemeinen beschränkt
man die Untersuchung aber auf die Amplituden. Nach Vorlesung gilt
(
):
|
(12) |
Wer die Koeffizienten ausgerechnet hat, kann sofort einen
geschlossenen Ausdruck für die Amplitude hinschreiben:
Dasselbe Ergebnis erhält man mit den Koeffizienten und
, allerdings nach einer etwas längeren Rechnung.
Die Extremalbedingung
führt nach
kurzer Rechnung tatsächlich auf die Lösung
Das Aufsuchen des Maximums durch eine Extremalbedingung ist
bei der Methode 1 (
)
ausgesprochen mühsam und auch nicht notwendig. Zunächst
bemerken wir, daß der Dämpfungsparameter
.
In dieser Approximation gilt z.B. für die Koeffizienten
und außerhalb des Maximums:
|
(13) |
Ersichtlich gehen die Beträge der Fourierkoeffizienten und damit auch
die Amplitude in dieser Approximation für
gegen Unendlich. Der Dämpfungsparameter sorgt lediglich dafür,
daß die Amplitude im Maximum endlich bleibt.
Zur genaueren Bestimmung berechnen wir zunächst die - und
- Koeffizienten im Maximum. Der Koeffizient
wechselt bei
das
Vorzeichen, ist bei diesem Wert selbst also Null. Da aber
, kann der Koeffizient
im Maximum vernachlässigt werden. Numerisch erhalten wir
für
:
Für
ist daher
.
Im Ausdruck für selbst ist im
Maximum der zweite Summand vernachlässigbar klein gegen den ersten
Summanden:
sodaß wir in der Nähe des Maximums einfach setzen können:
Dieser Ausdruck ist aber ersichtlich für
maximal.
Wer es ganz genau wissen will, dem bleibt allerdings nichts anderes
übrig, als einige
Werte um dieses Maximum herum numerisch zu berechnen. Die folgende Tabelle
zeigt Werte für bis .
|
19998 |
19999 |
20000 |
20001 |
20002 |
|
9,99895 |
9,99979 |
10,00024 |
10,00003 |
9,99995 |
Daher:
c) Zur Anfertigung der Skizze muß die Amplitude an einigen Stützpunkten
berechnet werden. Hierbei spielt es keine große Rolle, ob man die
exakten Formeln für die Amplituden oder die Approximationen für
benutzt. Es war ausdrücklich nur eine
Skizze verlangt.
Die folgenden Figuren zeigen , , .
Bemerkenswert ist, daß außerhalb der Resonanz die
überwiegen, während im Maximum der Term absolut
dominiert. Man beachte, daß die Ordinaten eine logarithmische Skala haben.
Die hier durchgerechnete Aufgabe ist das elektromagnetische Modell
der Stoßverbreiterung von Spektrallinien. Dieses Phänomen
spielt eine herausragende Rolle in der gesamten Atomphysik und
wird in Physik IV sicher noch einmal mit den Methoden der Quantenmechanik
behandelt.
Aufgabe 2: (5 Punkte)
Wir gehen von der in der Vorlesung angegebenen Formel aus:
|
(14) |
Wir bezeichnen die Geschwindigkeit der Fledermaus im folgenden
mit
und ihre Senderfrequenz mit
. Betrachten wir zunächst die
Fledermaus . Diese bewegt sich nicht, also .
Sie hört einmal die direkt von kommenden Frequenzen.
Diese sind wegen
und damit
durch
gegeben.
Die Wand wirkt als Empfänger der Welle der Frequenz
. In diesem Fall ist ebenfalls
, aber und damit
.
Diese Wellen werden reflektiert und ebenfalls von empfangen.
Die Fledermaus hört einmal die Frequenz in ihrem
eigenen Ruhesystem. Wie oben schon gesagt, ist die Wand ein
Schallsender der Frequenz . Relativ zu diesem Sender bewegt
sich mit der Geschwindigkeit und
bzw
, somit
.
Zusammenfassung:
Aufgabe 3: (5 Punkte)
Die Situation ist in der folgende Skizze dargestellt. ist der
ruhende Beobachter, der Dampfer.
Die in der Vorlesung angegebene Formel für die am Ort ankommenden
Frequenzen ist
Im folgenden bezeichnen wir die ausgesandte Frequenz mit , die
beim Beobachter ankommende wahre Frequenz mit und die vom
Beobachter gemessene Frequenz mit .
Für
kann
gesetzt werden,
sodaß
Aus der Parametrisierung der experimentellen Messungen
folgt für die Frequenzen bei
:
Setzen wir
und
, so erhalten
wir zwei Bestimmungsgleichungen für und :
die gelöst werden durch:
Auf Grund dieser Parametrisierung erhält man eine Geschwindigkeit
und Frequenz, die etwas kleiner als die wirkliche Geschwindigkeit
von und Frequenz ist. Dieses liegt daran, daß
der Beobachter eine approximative,
und daher nicht ganz korrekte Parametrisierung verwendet hat
(siehe unten).
Zunächst muß festgestellt werden, daß der Beobachter die Zeitachse
so gelegt hat, daß der Nullpunkt beim minimalen Abstand des
Dampfers vom Beobachter liegt, also bei Punkt der obigen Skizze.
Denn für ist
. Daß die gemessenen Frequenzen
für alle anderen Zeiten symmetrisch sind
(
, liegt an der Tatsache,
daß und daher
Diese Approximation stimmt umso besser, je kleiner
wird, d.h. je mehr sich der Dampfer dem Punkt nähert.
Mit
und
folgt:
Man beachte auch, daß die Zeit des Beobachters und die Zeit
des Dampfers nur am Punkt exakt übereinstimmen. Für weitere
Entfernungen ergibt sich auf Grund der endlichen Schallausbreitung
eine Differenz. Dieser Unterschied ist aber wegen
für
vernachlässigbar klein. Die zeitliche
Änderung der Frequenzen ist für :
Aus den Messungen folgt
,
daher folgt für den Abstand des Dampfers vom Ufer:
Man könnte bei der gesamten Lösung dieser Aufgabe natürlich auch
von der Annahme ausgehen, daß bei einem Dampfer grundsätzlich
sein muß. Dann kann man von vornherein eine
Taylor- Entwicklung ansetzen und einfach die Parameter vergleichen.
Eine ähnliche Methode wird benutzt, um die Geschwindigkeit und
den Abstand von der Erde bei Satelliten zu messen.
Harm Fesefeldt
2007-08-21