Ergänzungen zur Signalübertragung auf Kabeln
Die Signalübertragung auf Kabeln ist eines der wichtigsten Gebiete
der Experimentalphysik und Informatik. Insbesondere das Koaxialkabel
gehört zum Standard eines jeden Labors.
Aufgabe 1: Zeigen Sie, daß die Induktivitätsbelegung
und Kapazitätsbelegung eines Koaxialkabels durch
gegeben sind. Zur Erinnerung seien die folgenden Formeln noch einmal
zusammengefaßt:
Im folgenden Ersatzschaltbild berücksichtigen wir neben der
Induktivitätsbelegung und der Kapazitätsbelegung noch den Omschen
Widerstand pro Längeneinheit , sowie die Leitfähigkeit
pro Längeneinheit durch das Dielektrikum.
Die Differenz der Spannung und des Stromes pro Längeneinheit sind
dann durch
gegeben. Daraus folgen die beiden gekoppelten Differentialgleichungen
Aufgabe 2: Wie lautet die allgemeine Wellengleichung für die
Spannung ?
Für das verlustfreie Kabel wird und
gesetzt. Dann gilt die Wellengleichung (siehe Aufgabe 2)
mit der Phasengeschwindigkeit
.
Für das verlustfreie Kabel (und nur für dieses) hat man also keine
Dispersion.
Aufgabe 3: Wie lautet die Wellengleichung für den Strom
beim verlustfreien Kabel ?
In der Ableitung dieser Wellengleichungen wurde die spezielle
Geometrie des Kabel nicht betrachtet. Entsprechende Gleichungen
gelten also für alle Kabel mit konstanter paralleler Geometrie,
bei denen , , und nicht von
der Ausbreitungsrichtung abhängen.
Die Phasengeschwingkeit ist andererseits auch durch die
Ausbreitungsgeschwindigkeit der elektromagnetischen Welle im Dielektrikum
gegeben. Diese ist aber
.
Daher muß auch
sein.
Die charakteristische Impedanz eines Kabels ist definiert durch
.
Aufgabe 4: Zeigen Sie, daß für die charakteristische Impedanz
gilt.
Typische Koaxialkabel haben eine Impedanz zwischen und
. Die allgemeine Lösung der Wellengleichung für
die Spannung ist
, d.h. eine
Überlagerung der einlaufenden Welle mit einer reflektierten Welle.
Aufgabe 5: Auf einer Leitung mit Impedanz läuft ein
Spannungspuls auf einen Abschlußwiderstand zu. Zeigen
Sie, daß der reflektierte Puls durch
gegeben ist.
Wir sehen also, daß man einen reflektionsfreien Abschluß nur für
erhält (siehe auch Aufgabe 3 der Heimübungen). Weitere
Anwendungen dieser Formel sind in der folgenden ehemaligen
Klausuraufgabe gegeben:
Aufgabe 6: Zwei Koaxialkabel mit den Impedanzen und
sollen miteinander verbunden werden. Ein Signal wird vom ersten
Leiter in den zweiten Leiter geschickt. Damit keine Reflexionen
auftreten, müssen Sie die Verbindungsstelle mit einem ohmschen
Widerstand in einer geeigneten Scahltung überbrücken.
Wie sieht die Schaltung aus und wie groß muß der Widerstand
sein, wenn a) und b) ist ?
Lösungen
Aufgabe 2: Einsetzen von
und
in die
Gleichung
liefert die Wellengleichung
Der Term
ist offensichtlich ein Dämpfungsterm.
Aufgabe 3: Die Herleitung ist exakt gleich der Herleitung in
Aufgabe 2, nur das und bzw und vertauscht werden müssen.
Dieses führt aber zum gleichen Endergebnis. Daher (für das verlustfreie
Kabel):
Aufgabe 4: Wir nehmen eine Lösung
und
, wobei der Strom
also phasenverschoben gegenüber der Spannung sein kann. Dann ist
,
,
und
. Einsetzen dieser Ausdrücke in
ergibt:
Aufgabe 5: Für den einlaufenden Puls gilt
,
für den reflektierten entsprechend
. Ströme
haben eine Richtung, daher ein Minuszeichen ! Im Widerstand gilt
. Zusatzfrage: Warum warum muß
der reflektierte Strom hier positiv eingesetzt werden ? Aus der letzten
Formel erhalten wir mit dem Reflexionskoeffizienten
:
Wegen
folgt
.
Dieser Ausdruck kann in bekannter Weise umgeformt werden in
.
Aufgabe 6:
a) Wenn ist, so sieht das Signal eine größere
Impedanz. Die Impedanz muß also reduziert werden. Dieses erreicht man durch
eine Parallelschaltung des Widerstandes .
Dann folgt
und
.
b) Im Fall muß die Impedanz vergrößert werden, daher
benötigt man eine Serienschaltung:
In diesem gilt also:
und
.
Harm Fesefeldt
2007-12-19